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Ein Geburtsbericht

  • Geburt
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  • 10 Minuten Lesezeit

Wie viel leichter ist eine zweite Geburt?

“Beim zweiten Kind geht’s viel schneller!” “Geh’ bei Wehen bloß nicht zuhause in die Badewanne – dann bekommst du das Kind vor der Toilette!” “Kommen Sie erst ins Krankenhaus wenn Sie wirklich über ein bis zwei Stunden sehr regelmäßige Wehen haben!” 

Eigentlich war ich in der zweiten Schwangerschaft viel entspannter. Was schon einmal geklappt hat, wird auch nochmal funktionieren dachte ich. Deshalb machte mir bezüglich der zweiten Geburt keine großen Gedanken. Nur die Frage: “Wann soll ich ins Krankenhaus gehen?”, beschäftigte mich, als es soweit war, dann doch. Welche der mir mitgegebenen Weisheiten in meinem Fall stimmten und welche nicht, erfährst du in meinem Geburtsbericht.

1. Meine Ausgangssituation

Mit 29 habe ich mein erstes Kind, unseren Sohn, gesund und spontan zur Welt gebracht. Die Geburt hat sich durch einen vorzeitigen Blasensprung und eine daher benötigte Einleitung leider sehr in die Länge gezogen. Eine Einleitung wollte ich nun gerne vermeiden. Anders als bei der ersten Geburt, mussten wir uns ja dieses Mal Gedanken machen, von wem unser Sohn während der Geburt betreut werden könnte. Zum Glück konnte meine Mutter schon ein paar Wochen vor dem errechneten Termin zu uns kommen, um dann für ihn da sein. Das entspannte die Situation deutlich. Generell rauschte die zweite Schwangerschaft an mir vorbei. Ich war in meinem zweiten Elternzeitjahr meines Sohnes und hatte alle Hände voll mit ihm zu tun. Vor allem die ersten drei Monate waren durch viel Übelkeit und starke Müdigkeit echt hart.

2. Wie ich mich auf die zweite Geburt vorbereitet habe

Auf jeden Fall nicht so intensiv wie auf die Erste. Wenn man schon ein Kleinkind zuhause hat, welches aufgrund der Corona-Pandemie vier Wochen vor der Geburt wegen der Infektionsgefahr nicht in die Kita gehen sollte, bleibt nicht viel Zeit für die Vorbereitung. Ich fing etwa drei Wochen vor dem errechneten Termin an, ab und zu mal meine Hypnobirthing Meditation zu hören. Die hatte ich noch von der ersten Geburtsvorbereitung. Aufgrund der vielen eher schlaflosen Nächte bin ich dabei aber eigentlich jedes Mal eingeschlafen und nicht in den gewünschten Entspannungszustand gekommen. 

Die Geburtsvorbereitende Akupunktur habe ich mir aber nicht nehmen lassen. Gepiekst wurde ich einmal die Woche. Vier Wochen vor der Geburt ging das los. Diese 20 Minuten habe ich dann meistens auch zum Entspannen genutzt. 

Einen Geburtsvorbereitungskurs für Mehrgebärende habe ich ebenfalls besucht. Diese fünf Termine haben mir sehr geholfen, um mich aktiv auf das zweite Kind einzustimmen und mir Anregungen zu holen, wie ich das Leben mit zwei kleinen Kindern am besten organisieren könnte. Wie geht man ggf. mit der Eifersucht des großen Bruders um? Wie bekomme ich einen 2-Jährigen und einen Säugling in der Stadt am besten von A nach B? So viele Fragen kreisten nicht nur in meinem Kopf und konnten in einer netten Runde besprochen werden. Außerdem war die erste Geburt ja auch schon zwei Jahre her und so konnte ich Geburtspositionen und die richtige Atmung nochmal ausgiebig trainieren.

Der Schwangerschaftsyoga Online Kurs* von Monkey Yoga hat mir auch sehr geholfen, mich auf die Geburt vorzubereiten. Ich konnte mich in diesen Momenten komplett auf die Schwangerschaft konzentrieren und mir im Alltag kleine Auszeiten nehmen. Und je beweglicher man zur Geburt noch ist, desto besser.

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Geburtsvorbereitende Osteopathie – eine kostenintensive aber für mich sehr hilfreiche Vorbereitung. Meine Osteopathin hat mich alle ein bis zwei Wochen ab 12 Wochen vor Geburt komplett korrigiert. Da ich im Schulter-Nacken-Bereich und oberen Rücken eigentlich dauerhaft verspannt bin, verschaffte mir die Behandlungen jedes Mal große Erleichterung. Neben der korrekten Ausrichtung meines Beckens, hat die Osteopathin die Mutterbänder gedehnt und so unterstützt, dass sich sich das Baby in meinem Bauch rechtzeitig in die gewünschte Beckenendlage gelegt hat.

3. Übertragen - und jetzt?

Mein Sohn hatte sich etwa eine Woche vor Termin per vorzeitigem Blasensprung angekündigt. Die Einleitung hat dann sehr lange gedauert und ich musste mir innerhalb von zehn Stunden jeden einzelnen Zentimeter vom Muttermund erkämpfen. Da ich nach neun Stunden so fertig war, bekam ich für die letzte Stunde dann doch noch eine PDA, um ein bisschen Pause vor der nochmal sehr anstrengenden Geburtsphase zu haben. 

Damals ging ich recht ausgeschlafen in die Geburt. Das war nun als Kleinkind-Mama leider nicht mehr möglich, da unser Sohn gerne noch zwischen uns liegt und mich öfters mal weckte.  Die Nächte in den letzten Wochen vor der Geburt waren aber auch durch die Schwangerschaft nicht mehr sehr erholsam. Die Blase wollte regelmäßig geleert werden und auch das Liegen wurde durch den großen Bauch immer beschwerlicher. 

Als der Termin dann überschritten war, bot mir meine Hebamme eine weitere Akupunktur-Sitzung an. Sie stach zwei weitere Punkte, um die Geburt in Gang zu bringen. Während des Termins beriet sie mich zu weiteren natürlichen Einleitungsmöglichkeiten, die ich dir in einem separaten Artikel ausführlich beschreibe. Das alles war natürlich nur möglich, weil es der kleinen Madame in meinem Bauch immer noch blendend ging und die Termine alle zwei Tage beim Arzt unbedenkliche Ergebnisse brachten.

4. Die Wehen sind da - wann muss ich ins Krankenhaus?

Welche Mittel und Methoden auch immer geholfen haben – es ging los. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte ich zwischen 3 und 4 Uhr nachts alle zehn Minuten eine Wehe. Zwischen 4 und 5 Uhr waren es dann schon alle sieben Minuten. “Perfekt!”, dachte ich, zog mich an und packte die letzten Sachen zusammen. Kurz bevor ich meinen Mann wecken wollte, hörten die Wehen auf. Die erste schlaflose Nacht lag hinter mir und so langsam wurde ich wirklich ungeduldig. 

Tagsüber gingen wir noch einmal viel spazieren. Zwischendurch musste ich immer mal wieder eine Wehe wegatmen. “Super”, dachte ich, “der Muttermund öffnet sich bestimmt schon die ganze Zeit und wenn wir später ins Krankenhaus fahren geht’s ganz fix!” Alle sagen schließlich immer, dass es beim zweiten Kind viel schneller gehe! 

Zum Nachmittag hin, wurden die Wehen häufiger, aber nicht regelmäßiger. Teilweise lagen fünf Minuten zwischen den Wehen, teilweise eine halbe Stunde. Zur Sicherheit rief ich im Krankenhaus an und erkundigte mich, wann ich denn kommen sollte.

“Erst wenn Sie ein bis zwei Stunden sehr regelmäßige Wehen haben, sollten Sie sich auf den Weg machen.”
“Na toll! Dass kann ja noch ewig dauern”, dachte ich. Gegen 23 Uhr wurde ich unruhig. Hatte meine Hebamme nicht gesagt, dass ich beim zweiten Kind unter Wehen lieber nicht in die Badewanne gehen sollte, weil es sein könnte, dass ich mich dann so entspanne, dass ich das Kind im Badezimmer zur Welt bringe? Im Badezimmer oder im Auto gebären – meine absoluten Horrorvorstellungen. Ich wollte ins Krankenhaus und mich zumindest einmal untersuchen lassen, um zu wissen, ob es sich noch um Minuten, Stunden oder Tage handelte.

5. Endlich im Kreißsaal

Im Kreißsaal angekommen untersuchte mich die Hebamme. Drei Zentimeter geöffneter Muttermund, Wehen und zweites Kind – mit dem Befund konnte sie mich aufnehmen. Ich war erleichtert und wünschte mir, dass sie die Geburtswanne vorbereitet. Dort konnte ich die Wehen während meiner ersten Geburt über Stunden sehr gut veratmen. Ich startete also meine Meditation und versuchte in den selben entspannte Zustand wie während meiner ersten Geburt einzutauchen – aber keine Chance. Aufgrund des generellen Schlafmangels und der nun schon zweiten Nacht ohne Schlaf war meine Schmerztoleranz schon jetzt bei 0. 

Während der ersten Geburt sagte eine Hebamme, dass die Wehen nicht schmerzhafter werden, nur die Schmerztoleranz sinkt mit der Zeit. Das halte ich immer noch für ein Gerücht! 
Nach einer Stunde und dem nun aufkommenden Toilettendrang, wollte ich raus aus der Wanne. Die Hebamme wollte mich zur Sicherheit einmal untersuchen, bevor ich zur Toilette durfte – vier Zentimeter. “Super”, dachte ich, “Jede Stunde ein Zentimeter. Dann sind es ja wahrscheinlich nur noch 6!!!” Die Entscheidung für eine PDA war gefallen.

Die PDA
Als der Anästhesist versuchte, mir die PDA zu legen, kamen die Wehen in Abständen von zwei Minuten und alles musste drei Mal desinfiziert werden, da ich mich während einer Wehe hinhocken musste und nicht sitzen bleiben konnte. Es war mittlerweile 3 Uhr und ich war echt fertig. Aber nicht nur ich – mein Mann stand mir während der Geburt wieder tatkräftig zur Seite, lag aber mittlerweile auch einfach total fertig auf der Besucherliege. Die PDA wirkte und ich konnte erstmal 1,5 Stunden entspannen und ein bisschen schlafen, denn die Wehen hörten komplett auf. Leider eine der blöden Nebenwirkungen der PDA. 

Der Oxytocin-Tropf
Nach den 1,5 Stunden Entspannung kam die Hebamme und startete einen Oxytocin-Tropf, um die Wehen wieder anzuregen. Sie kamen wieder – allerdings auch wieder so unregelmäßig, dass teilweise ein paar Minuten dazwischen lagen und dann wieder 20 Minuten Pause war. Ich vegetierte vor mich hin und merkte, dass die PDA leider hauptsächlich auf der rechten Seite wirkte. Ein Korrigieren war nicht möglich und ein erneutes Stechen wollte ich nicht. Also akzeptierte ich die Situation. Linksseitig spürte ich die Wehen, allerdings nicht mehr so stark wie vor PDA. Es war also aushaltbar. Nach einiger Zeit wurde der Tropf allerdings nochmal erhöht, da die Wehen weiterhin sehr unregelmäßig kamen.

Die Austreibungsphase 
Gegen 6:30 Uhr untersuchte mich die Hebamme erneut und stellte fest, dass sich der Muttermund mittlerweile komplett geöffnet hatte. “Yes! Jetzt muss das Baby nur noch rauskommen”, dachte ich. Aber wer hat nochmal gesagt, dass es beim zweiten Kind viel schneller geht?! Das trifft vielleicht manchmal zu, aber ich musste nochmal 45 Minuten richtig konzentriert arbeiten, um meine Tochter letztendlich gesund und munter in ihrer Glückshaube auf die Welt zu bringen. “Endlich ist sie da! Endlich!”, dachte ich. Ich war so stolz und sie so wunderschön!  

Was eine Glückshaube ist? Ich kannte den Begriff auch nicht. Meine Tochter kam in einer geschlossenen Fruchtblase zur Welt. Ich habe so etwas schon auf Fotos gesehen – das ist wirklich etwas ganz Besonderes!

6. Mein Fazit

Höre auf dein Bauchgefühl! Ja die meisten Frauen haben in regelmäßigen Abständen Wehen, aber der Muttermund öffnet sich auch unter Wehen mit unregelmäßigen Abständen. Ich war froh, die letzten Stunden vor der Geburt im Kreißsaal und nicht zuhause verbracht zu haben. Dass es beim zweiten Kind alles viel schneller geht, kann ich in meinem persönlichen Fall nicht unbedingt bestätigen. Ja, der Muttermund hat sich etwas schneller geöffnet, aber die Geburtsphase war genauso intensiv wie bei meiner ersten Geburt. Glücklicherweise hatte ich eine tolle Hebamme und eine super Frauenärztin an meiner Seite, die mir immer genau gesagt haben, wie ich was machen soll. 
Ich habe mich während meiner zwei Geburten in dem Krankenhaus sehr wohl gefühlt und ich glaube auch das ist super wichtig für eine entspannte Geburt. Trotz meiner zwei recht gut verlaufenden Geburten, bin ich aber auch wirklich froh, das alles nicht nochmal durchmachen zu müssen.. 🙂 

Autorin: Helena

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Ich hoffe mein Geburtsbericht hat dir gefallen. Hast du Fragen oder komplett andere Erfahrungen gemacht? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar!

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