Leichtere Geburt durch Ernährungsumstellung?
Von der Louwen Diät hörte ich zum ersten Mal von meiner Hebamme. Wir sprachen während meiner zweiten Schwangerschaft über das Thema Schwangerschaftsdiabetes. Da ich in der ersten Schwangerschaft davon betroffen war, hatte ich Angst, dass es auch dieses Mal dazu kommen würde. Sie riet mir, mich mit der Louwen Diät auseinanderzusetzen. Unabhängig davon, was bei dem Zuckertest rauskam, sei dies eine gute Möglichkeit, den Körper bestmöglich auf eine spontane und natürliche Geburt vorzubereiten. Das klang interessant! Und obwohl mein Zuckertest negativ war, informierte ich mich zu dem Thema.
1. Was ist die Louwen Diät?
Bei der Louwen Diät geht es mehr um eine Ernährungsumstellung, als um eine Diät. Namensgeber ist Prof. Dr. Frank Louwen. Er ist Arzt und Leiter des selbstständigen Funktionsbereiches Geburtshilfe und Pränatalmedizin an der Uni Frankfurt. Seine Empfehlung an Schwangere ist sechs bis acht Wochen vor der Geburt auf bestimmte Kohlenhydrate und Zucker zu verzichten, um im Körper die optimalen Voraussetzungen für eine leichtere Geburt zu schaffen.
Die Ernährungsumstellung erfolgt nach dem Glyx-Prinzip (Glykämischer Index). Hier wird versucht, alle Lebensmittel zu vermeiden, die den Insulinspiegel stark ansteigen lassen. Heißt, es gibt Lebensmittel wie z.B. Industriezucker, bestimmte Getreide- oder auch Gemüsesorten, die den Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigen lassen und dadurch zu einer verstärkten Insulinausschüttung in unserem Körper und damit auch im Körper unseres Babys führen.
Das Problem ist, dass Insulin auch an dieselben Rezeptoren wie das Hormon Prostaglandin andockt. Dieses produzieren wir in den Wochen vor der Geburt verstärkt. Es spielt eine wichtige Rolle bei unseren Schmerz- und Entzündungsreaktionen. Es dockt in der Regel an den Rezeptoren im Gewebe des Gebärmutterhalses an, um diesen weicher werden und den Muttermund reifen zu lassen. Außerdem ist es zu einem großen Anteil für das Auslösen der Wehen verantwortlich. Kann das Prostaglandin aber nicht an die vom Insulin besetzten Rezeptoren andocken, verfehlt es seine Wirkung. Die Folge ist häufig, dass die Geburt eingeleitet werden muss und es zu stärkeren Geburtsschmerzen kommt.
2. Welche Vor- und Nachteile hat die Louwen Diät für Schwangere?
Lohnt sich die Ernährungsumstellung? In meinem Alltag als Kleinkind-Mama sollte ich nun auch noch auf Zucker und bestimmte Kohlenhydrate verzichten? Ich hatte glücklicherweise während der Schwangerschaft bisher nicht extrem zugenommen und auch keine seltsamen Gelüste, die mich dazu verführten, nachts um drei Schokoeis zu essen. Aber so ein Stück Kuchen zwischendurch oder abends vorm Fernseher ein paar Stückchen Schokolade durften es dann auch mal sein. Die möglichen Vorteile überzeugten mich dann aber doch. Meine erste Geburt musste eingeleitet werden, da ich einen vorzeitigen Blasensprung hatte und die Wehen auf sich warten ließen. So zog sich der gesamte Geburtszeitraum von Sonntag früh um 3 bis Dienstagmorgen um 4 Uhr.
Unter Einhaltung der Louwen Diät sollte…
- das Kind zum errechneten Geburtstermin kommen,
- die Geburt schneller ablaufen,
- die Geburt leichter sein
- und die Geburt weniger Schmerzen bereiten.
Diese Punkte motivierten mich, das Ganze zumindest mal zu versuchen. Die Nachteile liegen “einfach nur” im Verzicht auf die nicht empfohlenen Lebensmittel.
3. Auf welche Lebensmittel muss ich bei der Louwen Diät verzichten?
Verzichten musst du auf alle Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel rasant ansteigen lassen und somit einen hohen glykämischen Index haben. Durch den rasanten Anstieg wird viel Insulin ausgeschüttet, damit der Blutzuckerspiegel wieder gesenkt wird. Das Ziel ist, so wenig wie möglich vom Insulin zu produzieren, um die Rezeptoren für das Hormon Prostaglandin frei zu halten. Daher sollte man auf folgende Lebensmittel verzichten:
Lebensmittel mit Zucker oder Honig |
Kuchen, Kekse, Süßigkeiten… |
(Pseudo-) Getreide |
Weißmehlprodukte, Hirse, Reis |
Gemüse |
Kartoffeln, gekochte Möhren, Kürbis, Erbsen |
Obst |
Trockenobst, Ananas, Banane, Mango, Papaya, Weintrauben, Melonen |
4. Welche Lebensmittel sind erlaubt?
Erlaubt sind logischerweise alle Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel langsam ansteigen lassen:
(Pseudo-) Getreide |
Buchweizen, Quinoa, Gerste, Roggen, Hafer, Mehrkorn, Vollkorn, Amaranth, Wildreis |
Gemüse |
Blattsalat, Blumenkohl, Zucchini, Aubergine, Spinat, Brokoli, Salatgurke, Sellerie, Rohe Möhren. Paprika, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, |
Obst |
Äpfel, Kiwis, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsich, Beeren, Kirschen, Orangen, Mandarinen, Zitrone |
Sonstiges |
Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Tofu, Tempeh, Linsen, Kichererbsen, Nüsse, Samen, Kräuter |
5. Eignet sich die Louwen Diät für alle Schwangeren?
Grundsätzlich gilt: Besprich dieses Thema einmal mit deinem/deiner Ärzt*in und deiner Hebamme. Bei gesunden Schwangeren ohne Vorerkrankungen, mit komplikationsloser Schwangerschaft und ohne eine Essstörung spricht aber in der Regel nichts gegen diese Ernährungsumstellung. Du solltest weiterhin auf eine ausgewogene Ernährung achten und viel verschiedenes Obst und Gemüse essen. Die heiß geliebte Pasta wird einfach durch Vollkornnudeln ersetzt.
6. Mein Fazit zur Louwen Diät
Es war hart! Während der ersten Schwangerschaft hatte ich Gestationsdiabetes. Um das Spritzen von Insulin zu verhindern, musste ich penibel auf meine Ernährung achten. Ich war sehr standhaft und hab es gut in den Griff bekommen. Aber dieses Mal gab es keine medizinischen Gründe, nur die genannten Vorteile der Louwen Diät – zu wenig Druck! Nach einem Tag mit Kleinkind, freut man sich aufs Sofa und die Seele braucht Balsam. Auch die winterliche Jahreszeit war fies! Ich liebe Kuchen und an jeder Ecke gab es immer mehr weihnachtliche Leckereien. Also ich sage es mal so: Generell habe ich schon auf Vollkornbrot und Vollkorngetreide umgestellt und beim Obst aufgepasst. Aber hier und da gab es dann schon mal ein Stück Kuchen, Schokolade oder ein paar Kekse.
Ob und wie sehr mir das geholfen hat – keine Ahnung. Ich habe eine Woche übertragen, die Geburt musste aber nicht eingeleitet werden. Weniger schmerzhaft war es aber auf keinen Fall und dass es ein bisschen schneller als bei der ersten Geburt ging, lag wahrscheinlich eher daran, dass es sich um die zweite Geburt handelte. Ich wäre gerne standhafter gewesen, um genauer zu wissen, ob diese Ernährungsumstellung einen großen Unterschied im Vergleich zur ersten Geburt gemacht hätte. Falls dich mein kompletter Geburtsbericht der zweiten Geburt interessiert, findest du diesen hier.
Autorin: Helena
Hast du persönliche Erfahrungen mit der Louwen Diät gesammelt, die du gerne teilen möchtest? Dann lass uns gerne einen Kommentar da!
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine fachliche medizinische Diagnose von Ärzten/Ärztinnen oder deiner Hebamme und soll dich lediglich Informationen geben. Bei Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden, solltest du deinen Arzt/deine Ärztin kontaktieren.